Einer der Schwerpunkte der Arbeit der Ingenium-Stiftung ist seit einigen Jahren der Bereich „Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus“. Dieses Thema bearbeiten wir auf verschiedenen Ebenen gemeinsam mit der Deustchen Alzheimer Gesellschaft e.V., Selbsthilfe Demenz auf der Ebene des Bundesverbandes und des Landesverbandes Bayern.
Hintergrund für das Projekt
Die Zunahme von Demenzerkrankungen stellt die Akutkliniken vor große
Herausforderungen. Immer mehr Patienten sind an einer Demenz erkrankt
und kommen im Verlauf eines Krankenhausaufenthaltes in
eine Krisensituation mit negativen Auswirkungen
auf ihre weitere Lebensperspektive.
- In Akutkliniken entfallen mehr als 50% der Pflegetage auf über 65-jährige.
- Etwa 10-20% der Patienten im Krankenhaus zeigen Demenzsymptome.
- Der Anteil von Patienten mit einer Demenz wird sich zukünftig stark erhöhen.
Auswirkungen auf die Patienten und Patientinnen
Aufgrund bestehender kognitiven Beeinträchtigungen, der fremden Umgebung, des Fehlens von Bezugspersonen, dem Nichtverstehen der Behandlungen, der fehlenden Kompetenz für dieses Klientel, der nicht vorhandenen Betreuung, sowie Nebenwirkungen und Interaktionen von Medikamenten kommt es häufig zu einer gravierenden Verschlechterung der Demenzsymptomatik. In dieser Krisensituation entwickeln Menschen mit Demenz auch sogenannte herausfordernde Verhaltensweisen (Unruhe, Weglaufen, Aggression, Rufen). Die Folgen dieses Kreislaufes sind nicht selten Fixierung oder Sedierung, das Auftreten von Delirien, aber auch Verletzungen durch Stürze, bis hin zu Todesfällen. Die Auswirkungen auf die Patienten – so beschreiben es die pflegenden und betreuenden Personen nach der Entlassung – sind eine oft bleibende Verschlechterung der Hirn- und Alltagsleistungen. Die Wissenschaft beschreibt, dass nur etwa 50% der auftretenden Delirien vollständig reversibel sind. Damit ist in der Regel eine erhöhte Hilfebedürftigkeit verbunden. Als Folge eines Krankenhausaufenthalts steigt das Risiko in die stationäre pflegerische Versorgung überzusiedeln. So beschreiben Untersuchungen, dass bis zu 40% der Menschen, bei denen ein Delir auftrat kurze Zeit nach der Entlassung aus dem Krankenhaus in ein Pflegeheim übertreten.
Auswirkungen auf die Kliniken
Das Krankenhauspersonal – dies betrifft sowohl den pflegerischen als auch den ärztlichen Bereich – ist auf den Umgang mit diesen Herausforderungen meist wenig vorbereitet. Pflegekräfte in Allgemeinkrankenhäusern sehen bei sich selbst fachliche Defizite und fühlen sich häufig überfordert. Sie sind mit Demenzkonzepten und im Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen wenig vertraut. Ergebnisse vieler Studien zeigen, dass sich beim Vorliegen einer Demenzerkrankung die Aufenthaltsdauer überdurchschnittlich erhöht. Nicht selten kommt es durch Fehlhandlungen (Ausweitung oder Verhinderung der üblichen Heilungsprozesse z.B. durch Ziehen von Kathetern oder Zugängen, Auftreten von Infektionen) zu einer doppelt so hohen Aufenthaltsdauer gegenüber Patienten mit vergleichbaren somatischen Erkrankungen. Als Alzheimer Gesellschaften erleben wir die oben beschriebene Situation in der Beratung pflegender Angehöriger. Aufgrund dieser Erfahrungen hat der Landesverband Bayern das bayernweite Projekt „Menschen mit Demenz im Krankenhaus“ initiiert und in zwei Phasen von 2010 – 2014 mit 13 bayerischen Kliniken erfolgreich durchgeführt.