Ausstellung im Foyer der Stadtsparkasse Ingolstadt

Kinder und Demenz, das scheint auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammenzupassen.

Die große Resonanz auf das Kinderbuch „Der Fuchs, der den Verstand verlor“ von Martin Baltscheit, die Bearbeitung als Kinderoper durch das Theater Ingolstadt oder der Film „Honig im Kopf“ von Til Schweiger bezeugen eindrucksvoll, dass das nicht stimmt. Denn mit der Zahl der Erkrankten steigt auch die der Kinder und Jugendlichen, die miterleben, dass ihre Oma oder ihr Opa sich verändern.

Die Ingenium-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, die Situation und Lebensqualität von Men­schen mit Demenz und ihrer Angehörigen zu verbessern. Deshalb liegt es uns sehr am Her­zen, darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig gemeinsame Stunden mit Oma und Opa für die Erlebniswelt der Kinder und den familiären Zusammenhalt sind. Wir sehen uns dabei durchaus als Sprachrohr für die Kinder und Jugendlichen, die ebenso wie die Erwachsenen erst lernen müssen, mit den Veränderungen um sie herum umzugehen, jedoch ohne über de­ren Hintergrundwissen und Sachverstand zu verfügen.

Kleinere Kinder können geistig oft noch nicht erfassen, was  die Veränderungen bedeuten und reagieren auf Demenzkranke daher spontan und emotional: neugierig, offen, situa­tions­gebunden und meist sehr direkt. Sie sprechen aus, was die Erwachsenen sich nicht sagen trauen oder bringen sie in schwierigen Situationen zum Lachen.

Jugendlichen dagegen ist  eine vergessliche Oma, die immer das Gleiche fragt oder ein Opa, der beim Essen einen Latz und gegen Inkontinenz Windeln tragen muss, total peinlich. Sie ha­ben meist panische Angst, dass jemand aus ihrer Clique das bemerken und sie vor den an­de­ren oder in sozialen Netzwerken lächerlich machen könnte. Sie werden auch mit ihren Eltern kaum darüber sprechen, da sie ja jeden Tag miterleben, dass diese mit der Situation genauso überfordert sind und ziehen sich daher häufig zurück.

Gemeinsame Unternehmungen mit Oma und Opa sind besondere Momente, die man nie im Leben vergisst. Ganz egal, ob dies Spaziergänge im Wald oder Zoo, Basteln, Malen, Musi­zie­ren, Lesen, die Gartenarbeit  oder der Radlausflug zum Erdbeerfeld waren. Vieles davon ist Gott sei Dank auch dann noch möglich, wenn das Augenlicht oder das Gehör schlechter werden, Knochen und Gelenke nicht mehr ganz so belastbar sind wie früher oder auch wenn eine Demenz diagnostiziert wird.

Viele der Bilder, die Sie in der Ausstellung sehen  konnten, sind ein gutes Beispiel dafür: der Aufenthalt in Omas Haus, gemeinsames Kochen, Fischen oder Spielen. Aber auch Behin­de­rung und die Erinnerung an einen geliebten, verstorbenen Menschen werden in den Zeich­nungen ausgedrückt

Kreative Beschäftigung ist daher eine ideale Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, ihre Gefühle auszudrücken und Erlebnisse zu verarbeiten. Musik zu machen, Theater zu spielen, et­was zu basteln oder auf der Werkbank herzustellen, zu lesen und zu malen, hilft ihnen da­bei, Ratlosigkeit, Angst, Zorn oder Trauer zu verarbeiten und ist daher ein wichtiges Ventil.

Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, sie auf ihrem Weg ein Stück zu begleiten und in dieser schwierigen Lebenssituation zu unterstützen. Durch Projekte in Schulen und Kindergärten, Mal- und Bastelaktionen, Vorträge, Workshops und Ausstellungen möchten wir Jugendliche, Eltern, Schulen und Einrichtungen sensibilisieren und Anregungen zu einem altersgerechten Um­gang mit der Erkrankung geben.