Fachtag 2014: Bleiben Sie in Bewegung!

Der gemeinsame Fachtag von Ingenium-Stiftung und Alzheimer Gesellschaft Ingolstadt war 2014 von zwei großen Themen geprägt: dem Jubiläum anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Stiftung und der Bedeutung von Bewegung bei der Vorbeugung und Behandlung von Demenzerkrankungen.

Nach der Begrüßung durch die beiden Vorsitzenden Mathilde Greil (Ingenium-Stiftung) und Anke Man­they (Alzheimer-Gesellschaft) sprachen der Bundestagsabgeordnete Dr. Reinhard Brandl und Bür­germeister Sepp Mißlbeckein kurzes Grußwort. Während Dr. Brandl hierbei vor allem auf die Zu­sam­menhänge zwischen den Zielen der Stiftung und der Bevölkerungsentwicklung der Stadt bzw. die Bedeutung der Stiftungsprojekte und -arbeit für Ingolstadt einging, brachte Sepp Mißlbeck seine Verbundenheit zur Gründerfamilie Greil und ihrem Engagement im sozialen Leben der Stadt zum Aus­druck.

Mathilde Greil erläuterte in ihrem Vortrag die Beweggründe ihrer Familie für die Errichtung der Ingenium-Stiftung und zeigte den Weg von der Idee bis zur konkreten Umsetzung auf. Sie erzählte von den Problemen und Schwierigkeiten, mit denen sie deswegen seit mehr als zehn Jahren zu kämpfen hat, aber auch von den vielen kleinen und großen Erfolgen, die den menschlichen und finanziellen Einsatz immer wieder lohnend machen.

Im Anschluss daran gab Dr. Winfried Teschauer, der wissenschaftliche Leiter der Stiftung, einen Abriss über die Entwicklung der Stiftung und die Projekte, die seit 2004 verwirklicht werden konn­ten. Aktuell sei die Stiftung u.a. durch die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Landesverband Bayern e.V., mit der Durchführung und Auswertung des Projektes „Demenz im Akutkrankenhaus“ betraut, an dem sich sechs Kliniken im Freistaat beteiligten.

Weitere Informationen finden Sie bei Interesse unter: http://www.ingenium-stiftung.org/unsere-projekte/demenz-im-krankenhaus/

Seine Ausführungen machten deutlich, dass die Stiftung seit ihrer Gründung in Fachkreisen zu einer messbaren Größe zum Thema Demenzerkrankungen geworden ist – nicht nur in der Region, sondern im gesamten Bundesgebiet. Dies beweist nicht nur die deutlich gestiegene Zahl von Anfragen bzgl. Schulungen, Vorträgen und Moderationen, sondern auch das Interesse an Kooperationen vonseiten verschiedener Institutionen sowie die Berufung in wichtige Beratergremien (u.a. Landesvorstand Alzheimer Gesellschaft Bayern, Bundesvorstand Alzheimer Gesellschaft Deutschland, Robert Bosch- Stiftung, Bayerisches Gesundheitsministerium).

Mit dem Hinweis, dass es ein erklärtes Ziel der Stiftung sei, die Bürgerinnen und Bürger auf ver­ständ­li­che Weise über neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Demenz zu informie­ren, leitete Dr. Teschauer direkt zum zweiten Teil des Fachtages über, der ganz im Zeichen der Bedeutung von jeglicher Form der Aktivität stand.

Während noch Mitte des 20. Jahrhunderts Bewegung – oder sogar Sport – als therapeutische Maß­nah­me nach schweren Erkrankungen bzw. bei chronischen Leiden komplett abgelehnt wurde, setzt sich wissenschaftlich nun immer mehr die Erkenntnis durch, dass Aktivität einen wesentlichen Bei­trag zur Stabilisierung der körperlichen und seelischen Gesundheit leisten kann.

In die Entwicklung eines Programms zur Förderung alltagspraktischer Fähigkeiten von Menschen mit De­menz, war Melanie Straubmeier, die erste Referentin zum Thema Bewegung, intensiv eingebun­den. Die Diplompsychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Zentrums für Medizinische Ver­sorgungsforschung der Psychiatrischen Universitätsklinik Erlangen stellte Inhalte und Ziele von „MAKS aktiv“ vor, einer motorischen, alltagspraktischen, kognitiven und spirituellen Aktivierungs­the­ra­pie für Menschen in Pflegeheimen, die von Gedächtnisstörungen betroffen sind.

Bewohnerinnen und Bewohner der Diakonie Neuendettelsau konnten, um ihre körperlichen und geisti­gen Fä­higkei­ten gezielt zu fördern, über ein Jahr hinweg an sechs Ta­gen der Woche an diesem ganzheitlichen Programm teilnehmen. Die Auswertung der Forschungsergebnisse 2010 hat ergeben, dass auf diese Weise ganz ohne Medikamente die alltagspraktischen und geistigen Fähigkeiten bei Menschen mit Demenz über mindestens ein Jahr stabilisiert werden können. Darüber hinaus sind die Betroffe­nen nicht nur besser gelaunt, sondern zeigen auch weniger demenztypische Verhaltensauf­fällig­keiten.

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt sowie das ausführliche Therapieprogramm finden Sie unter: http://www.maks-aktiv.de/ bzw. http://www.maks-aktiv.de/therapieprogramm.html

Regelmäßiger Bewegung und gesunder Ernährung kommt inzwischen also nicht nur bei der Vor­beu­gung und Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen eine wichtige Bedeutung zu, sondern zu­neh­mend auch bei den so genannten „neurodegenerativen Erkrankungen“, wie z. B. Parkinson oder De­menz.

Prof. Dr. Wolfgang Hartmann, 2. Vorsitzender der Alzheimer Gesellschaft Ingolstadt, wies daher in sei­­nem Vortrag darauf hin, wie jede/-r Einzelne mit einer ausgewogenen Ernährung (Omega 3-6-Fett­säu­­ren, Vitamine!), gesunder Lebensweise und regelmäßiger Bewegung das Eintreten einer Demenz­er­krankung hinauszögern kann. Selbst wenn er/sie bereits betroffen ist, kann er auf diese Weise sei­ne Lebensqualität und oftmals auch seine Fähigkeiten über einen längeren Zeit­raum stabil halten.

Übungen zur Erhaltung der geistigen und körperlichen Aktivität sind deshalb ein wichtiger Bestandteil im Angebotsspektrum der Alzheimer Gesellschaft, besonders für Erkrankte im Anfangsstadium.

Weiterführende Informationen zu den Veranstaltungen und Angeboten der Alzheimer-Gesellschaft finden Sie unter: http://www.alzheimer-gesellschaft-ingolstadt.de/

Die Chancen und Grenzen von körperlichem Training bei Demenz erläuterte der Hauptreferent des dies­jährigen Fachtages, Prof. Dr. Klaus Hauer, Leiter der Forschungsabteilung am Agaplesion Betha­nien Krankenhaus Heidelberg. Bewegung ist ein Thema, das den studierten Biologen, Sport­wis­sen­schaftler und Mediziner schon sein ganzes Leben begleitet. Hierbei hat er sich anfangs vor allem mit Stu­dien zur Rehabilitation bei Herzpatienten und danach der Geriatrischen Rehabilitation, d.h. der Nach­behandlung älterer Menschen allgemein auseinandergesetzt.

Er konnte im Rahmen seiner Forschungen feststellen, dass von den speziell entwickelten Trainings­pro­grammen für ältere Menschen in hohem Maße diejenigen profitierten, die an einer Demenz er­krankt waren, da sie ihre alltagspraktischen und koordinativen Fähigkeiten deutlich verbessern konn­ten. Dies zeigte sich besonders in so genannten „dual-task-Situationen“, also Situationen, in denen die Patienten zwei Aufgaben gleichzeitig bewältigen sollten, wie z.B. spazieren gehen und erzählen oder rechnen.

Darüber hinaus können Sie weitere Informationen zur Studie, einen Fitness-Test sowie Erläuterungen zum Trainingsprogramm nachlesen unter: http://www.bewegung-bei-demenz.de/

In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Melanie Straubmeier, Prof. Dr. Hartmann und Prof. Dr. Hauer unter der Leitung von Dr. Winfried Teschauer hatten die Besucherinnen und Besucher die Mög­lichkeit, mit den Experten ins Gespräch zu kommen und ihnen Fragen zu stellen.

Mit einem Sektempfang und einem abwechslungsreichen Mittagsbuffet mit gesunden kulinarischen Köstlichkeiten der mediterranen Küche endete der Fachtag 2014 am frühen Nachmittag.

Erfreulich war auch in diesem Jahr wieder das große Interesse in der Bevölkerung: ca. 80 Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung der Stiftung gefolgt und hatten an der Veranstaltung teilgenommen.